Alpenbiker
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Oktober 2017. Ein tolles Motorradwochenende . Eines, bei dem ich immer noch ein Grinsen bekomme, wenn ich daran zurückdenke. Eine gelungene und etwas verückte Saisonabschlußtour.
...wenn man einem SuperMoto Fahrer einen Motorroller für die Pässe gibt, oder wie meine Honda vergewaltigt wurde...
Die Wetteraussichten Mitte Oktober waren dermassen außergewöhnlich gut, das ich beschlossen habe, zu unserem Betriebsausflug zum Lago Maggiore nicht im Firmenfahrzeug mitzufahren, sondern am Samstag, den nächsten morgen mit dem Motorrad die Tour zu machen. Natürlich nicht direkt die Autobahn, sondern quer durch die Schweizer Landstrassen um einige der schönsten Pässe mitzunehmen.
Von dieser Idee beseelt suchte ich nun noch einen geeigneten Mitstreiter in unserer Firma, welchen ich in einem Kollegen aus einer benachbartem Abteilung namens Jochen gefunden habe.
Ein passionierter Super Moto Fahrer, Zweiradspezialist und Tuning Freak.
Ruhiger Typ, haut ab und zu mal einen trockenen Spruch raus.
Die eigene Ducati läuft schon lange nicht mehr, das letzte Drehmomenttuning war zuviel des Guten. Die Duc zerstörte sich förmlich selbst, die Schwinge hielt der Belastung nicht mehr stand, die Kette ist schon gerissen und flog weg. Die Duc hält keine Tankfüllung ohne gravierende Schäden durch.
Kurzum, es fehlt ein geeignetes Motorrad für die Tour.
Meine Idee, Jochen bekommt für die Tour mein Zweitmoped. Eine Honda DN01, das ist eher sowas wie ein grosser Motorroller. Die mangelnde Schräglagenfreiheit wurde letztes Jahr durch ein Wilbers Fahrwerk deutlich verbessert. Neue Dunlop Roadsmart3 Reifen sorgen für ein ausgezeichnetes Handling und tadellosen Gripp.
Der Einwand von Jochen, das Ding ist ja viel zu langweilig mit der Automatik, begegnete ich: das Teil hat auch einen Sportmodus und sogar eine Tipptronik!
Ok, das Interesse war geweckt, Jochen versprach mir sofort den Hinterreifen mit der Tiptronik blank zu fahren.
Die 61 PS von dem spacigen Roller fand er jetzt "nicht so prickelnd, aber zum überholen wird es schon reichen"
Am Samstag morgen ging es los. Ich mit der Reiseenduro Triumph Tiger Explorer und Jochen mit dem Honda Roller. Ein sehr ungleiches Paar.
Knapp 140 PS gegen gut 60 PS, die Triumph extrem hoch und die Honda sehr flach, lediglich beim Gewicht herrscht Gleichstand, knapp 270 kg wiegen beide Geräte.
Kurze Einweisung in die Handhabung der Honda und der Automatik mit manueller Schaltung. Der Hinweis noch, dass es Sinn macht, bei höheren Geschwindigkeiten die hinteren Fussrasten auszuklappen und die Beine dort hinten abzulegen, um die Körperhaltung zu verändern. Der Winddruck ab 130kmh wird dauerhaft unerträglich bei der chopperartigen Sitzhaltung auf den Oberkörper. Dies hat Jochen dankbar später angenommen, denn ein kurzes Stück Autobahn war anfangs zu fahren. Dabei liegt man dann auf der Maschine wie Batman, ein etwas putziger Anblick
Beim erstem Café Stopp auf der schweizer Landstrasse schwärmte Jochen von der Handlichkeit der Maschine. Die Ducati hatte er vergeblich versucht handlicher hinzubekommen, aber der Roller ist ja der Knaller. "Was? Sogar ein 190er Reifen ist da drauf? Und so handlich, das gibt's doch gar nicht! Die fällt ja von selbst in die Kurven!"
Dann kam noch die Prinzessin auf der Erbse durch:
"Vorne ist aber zu viel Luftdruck drauf, dem Reifen fehlt noch etwas Eigendämpfung"
Nachdem wir 0,3 Bar abgelassen haben ging es weiter und Jochen bestätigte, jetzt ist es besser.
Ich bin vorne weg gefahren, geführt vom Navi. Zuerst die kurze Autobahnetappe Richtung Chur, dann auf die Landstrasse 19 Richtung Andermatt. Jochen immer sauber hinterher. Die Strecke wird langsam kurvenreich und interessant, es folgen erste sportliche Überholmanöver. Jochen bleibt dran. Immer. Wenn es mal nicht für ihn gereicht hat, war er sofort darauf wieder da. Ein guter Mitfahrer, keiner auf den man lange warten muss wenn man selber zügig unterwegs ist.
Die Honda wirkte im Rückspiegel beeindruckend. Tief geduckt und flach. Schwer einzuschätzen. Die 2 Scheinwerfer leuchten gefährlich aus der Haifischschnauze, Jochen sitzt tief in der abgepolsterten Sitzmulde. Der schwarze Arai Helm ist voll Retro und tatsächlich 24 Jahre alt
Beim nächsten Stopp habe ich gefragt, ob er schon Kontakt mit den Trittbrettern gehabt hat, welche ja die Schräglagenfreiheit vorgeben und auch über Schleifnippel verfügen. Wir sind ja schon zügig durch einige Kurven durch. "Nein noch nicht!"
Kurze Zeit später war es dann soweit. Eine enge langezogene Linkskurve, vor mir noch ein Chopperfahrer, und ich höre laut und deutlich das kratzende Geräusch, welches durch die Trittbretter noch klanglich verstärkt wird.
Der Chopperfahrer vor uns hört es auch, der schaut an seinem Bike runter, setzt den Blinker und muss erst mal anhalten und seine Maschine überprüfen
Es geht von Andermatt Richtung Furkapass an der Nordrampe aufwärts, irgendwann winke ich Jochen links vorbei, ich will mir die Honda auch mal von hinten ansehen, freies fahren!
Ein schönes Luftbild von der Südrampe Furkapass, dort sind wir runter gefahren. Der Gletscher ist übrigens von der Strasse nicht direkt zu sehen.
Jochen ist nun vor mir. Es war, als ob man einen wilden Hund von der Leine lässt. Jede Kurve wurde in der optimalen Linie genommen, unterstrichen von einem ständigen Schleifgeräusch der Trittbretter. Jochen hat sich nun an seinen Referenzbereich herangetastet und abgespeichert.
Die Triumph verfügt über mehr Schräglagenfreiheit, so kam ich gut hinterher. Mehr aber auch nicht.
Überholt wurde alles, egal was es war.
Ich war sehr beeindruckt, wie Jochen nun jede Kurve sofort genau einschätzen konnte, um mit maximaler Geschwindigkeit durchzustechen.
Ab und zu setzte die Honda auch mit dem Rahmen auf, ein spektakulärer Funkenflug war die Folge.
Ich hatte leichte Not dranzubleiben, ernsthafte Zweifel habe ich bekommen, als Jochen aus engen Spitzkehren rausbeschleunigt und ich mit meiner Explorer und doppelt soviel Motorleistung förmlich nicht mehr hinterher gekommen bin!
Die Traktionskontrolle der Triumph hat immer wieder die Leistung in den ersten 2 Gängen heruntergeregelt da das Vorderrad auf der etwas unebenen Strasse immer wieder den Kontakt verloren hat. Auch ist die Federung der Triumph etwas bockig und nicht sehr feinfühlig. Im Gegensatz zu der Honda mit einer sehr weichen Auslegung.
Oben am Pass Pause. Jochen war begeistert, auch von der Tipptronik. Endlich hatte er mal ein Grinsen im Gesicht.
"Bamm, Bamm, Bamm!" Ohne Zugkraftunterbrechung haut es den nächsten Gang rein, und in den obersten Drehzahlen geht die Honda richtig ab! Der Schwung von dem grossem Automatikgetriebe sorgt dabei sogar noch beim hochschalten anfangs für einen kleinen extra Schub!
"Die hat niemals nur 61 PS ! Das wurde wahrscheinlich im Automatikmodus gemessen! "
Runterwärts ging es etwas gesitteter, der Furkapass ist ja an der Südrampe wie eine Autobahn ausgebaut. Das Schweizer Tempolimit wurde respektiert. Lediglich an den Kehren liess sich Jochen nicht von anderen ausbremsen und ging sofort vorbei.
Irgendwann eine knappe Stunde später waren wir dann am langezogenen Simplonpass Richtung Italien und der Spass ging weiter. Jochen vorne auf Kampflinie, ich hinterher. Wieder wurde fleissig alles überholt bis Jochen auf eine italienischen Ducati Multistrada aufgelaufen ist, welcher es ebenfalls hat fliegen lassen. Das ging dann ca. eine viertel Stunde, bis wir vorbei gewunken wurden.
Der Lago war nicht mehr weit und wir sind am späten Nachmittag bei unseren Kollegen im Ferienhaus eingetroffen.
Insgesamt waren wir 7,5 h unterwegs und wir wurden freudig von den Kollegen empfangen. Reifen und Schleifspuren an der Honda wurden untersucht und es gab viel zu lachen in der mediteranen Sonne...
...wenn man einem SuperMoto Fahrer einen Motorroller für die Pässe gibt, oder wie meine Honda vergewaltigt wurde...
Die Wetteraussichten Mitte Oktober waren dermassen außergewöhnlich gut, das ich beschlossen habe, zu unserem Betriebsausflug zum Lago Maggiore nicht im Firmenfahrzeug mitzufahren, sondern am Samstag, den nächsten morgen mit dem Motorrad die Tour zu machen. Natürlich nicht direkt die Autobahn, sondern quer durch die Schweizer Landstrassen um einige der schönsten Pässe mitzunehmen.
Von dieser Idee beseelt suchte ich nun noch einen geeigneten Mitstreiter in unserer Firma, welchen ich in einem Kollegen aus einer benachbartem Abteilung namens Jochen gefunden habe.
Ein passionierter Super Moto Fahrer, Zweiradspezialist und Tuning Freak.
Ruhiger Typ, haut ab und zu mal einen trockenen Spruch raus.
Die eigene Ducati läuft schon lange nicht mehr, das letzte Drehmomenttuning war zuviel des Guten. Die Duc zerstörte sich förmlich selbst, die Schwinge hielt der Belastung nicht mehr stand, die Kette ist schon gerissen und flog weg. Die Duc hält keine Tankfüllung ohne gravierende Schäden durch.
Kurzum, es fehlt ein geeignetes Motorrad für die Tour.
Meine Idee, Jochen bekommt für die Tour mein Zweitmoped. Eine Honda DN01, das ist eher sowas wie ein grosser Motorroller. Die mangelnde Schräglagenfreiheit wurde letztes Jahr durch ein Wilbers Fahrwerk deutlich verbessert. Neue Dunlop Roadsmart3 Reifen sorgen für ein ausgezeichnetes Handling und tadellosen Gripp.
Der Einwand von Jochen, das Ding ist ja viel zu langweilig mit der Automatik, begegnete ich: das Teil hat auch einen Sportmodus und sogar eine Tipptronik!
Ok, das Interesse war geweckt, Jochen versprach mir sofort den Hinterreifen mit der Tiptronik blank zu fahren.
Die 61 PS von dem spacigen Roller fand er jetzt "nicht so prickelnd, aber zum überholen wird es schon reichen"
Am Samstag morgen ging es los. Ich mit der Reiseenduro Triumph Tiger Explorer und Jochen mit dem Honda Roller. Ein sehr ungleiches Paar.
Knapp 140 PS gegen gut 60 PS, die Triumph extrem hoch und die Honda sehr flach, lediglich beim Gewicht herrscht Gleichstand, knapp 270 kg wiegen beide Geräte.
Kurze Einweisung in die Handhabung der Honda und der Automatik mit manueller Schaltung. Der Hinweis noch, dass es Sinn macht, bei höheren Geschwindigkeiten die hinteren Fussrasten auszuklappen und die Beine dort hinten abzulegen, um die Körperhaltung zu verändern. Der Winddruck ab 130kmh wird dauerhaft unerträglich bei der chopperartigen Sitzhaltung auf den Oberkörper. Dies hat Jochen dankbar später angenommen, denn ein kurzes Stück Autobahn war anfangs zu fahren. Dabei liegt man dann auf der Maschine wie Batman, ein etwas putziger Anblick
Beim erstem Café Stopp auf der schweizer Landstrasse schwärmte Jochen von der Handlichkeit der Maschine. Die Ducati hatte er vergeblich versucht handlicher hinzubekommen, aber der Roller ist ja der Knaller. "Was? Sogar ein 190er Reifen ist da drauf? Und so handlich, das gibt's doch gar nicht! Die fällt ja von selbst in die Kurven!"
Dann kam noch die Prinzessin auf der Erbse durch:
"Vorne ist aber zu viel Luftdruck drauf, dem Reifen fehlt noch etwas Eigendämpfung"
Nachdem wir 0,3 Bar abgelassen haben ging es weiter und Jochen bestätigte, jetzt ist es besser.
Ich bin vorne weg gefahren, geführt vom Navi. Zuerst die kurze Autobahnetappe Richtung Chur, dann auf die Landstrasse 19 Richtung Andermatt. Jochen immer sauber hinterher. Die Strecke wird langsam kurvenreich und interessant, es folgen erste sportliche Überholmanöver. Jochen bleibt dran. Immer. Wenn es mal nicht für ihn gereicht hat, war er sofort darauf wieder da. Ein guter Mitfahrer, keiner auf den man lange warten muss wenn man selber zügig unterwegs ist.
Die Honda wirkte im Rückspiegel beeindruckend. Tief geduckt und flach. Schwer einzuschätzen. Die 2 Scheinwerfer leuchten gefährlich aus der Haifischschnauze, Jochen sitzt tief in der abgepolsterten Sitzmulde. Der schwarze Arai Helm ist voll Retro und tatsächlich 24 Jahre alt
Beim nächsten Stopp habe ich gefragt, ob er schon Kontakt mit den Trittbrettern gehabt hat, welche ja die Schräglagenfreiheit vorgeben und auch über Schleifnippel verfügen. Wir sind ja schon zügig durch einige Kurven durch. "Nein noch nicht!"
Kurze Zeit später war es dann soweit. Eine enge langezogene Linkskurve, vor mir noch ein Chopperfahrer, und ich höre laut und deutlich das kratzende Geräusch, welches durch die Trittbretter noch klanglich verstärkt wird.
Der Chopperfahrer vor uns hört es auch, der schaut an seinem Bike runter, setzt den Blinker und muss erst mal anhalten und seine Maschine überprüfen
Es geht von Andermatt Richtung Furkapass an der Nordrampe aufwärts, irgendwann winke ich Jochen links vorbei, ich will mir die Honda auch mal von hinten ansehen, freies fahren!
Ein schönes Luftbild von der Südrampe Furkapass, dort sind wir runter gefahren. Der Gletscher ist übrigens von der Strasse nicht direkt zu sehen.
Jochen ist nun vor mir. Es war, als ob man einen wilden Hund von der Leine lässt. Jede Kurve wurde in der optimalen Linie genommen, unterstrichen von einem ständigen Schleifgeräusch der Trittbretter. Jochen hat sich nun an seinen Referenzbereich herangetastet und abgespeichert.
Die Triumph verfügt über mehr Schräglagenfreiheit, so kam ich gut hinterher. Mehr aber auch nicht.
Überholt wurde alles, egal was es war.
Ich war sehr beeindruckt, wie Jochen nun jede Kurve sofort genau einschätzen konnte, um mit maximaler Geschwindigkeit durchzustechen.
Ab und zu setzte die Honda auch mit dem Rahmen auf, ein spektakulärer Funkenflug war die Folge.
Ich hatte leichte Not dranzubleiben, ernsthafte Zweifel habe ich bekommen, als Jochen aus engen Spitzkehren rausbeschleunigt und ich mit meiner Explorer und doppelt soviel Motorleistung förmlich nicht mehr hinterher gekommen bin!
Die Traktionskontrolle der Triumph hat immer wieder die Leistung in den ersten 2 Gängen heruntergeregelt da das Vorderrad auf der etwas unebenen Strasse immer wieder den Kontakt verloren hat. Auch ist die Federung der Triumph etwas bockig und nicht sehr feinfühlig. Im Gegensatz zu der Honda mit einer sehr weichen Auslegung.
Oben am Pass Pause. Jochen war begeistert, auch von der Tipptronik. Endlich hatte er mal ein Grinsen im Gesicht.
"Bamm, Bamm, Bamm!" Ohne Zugkraftunterbrechung haut es den nächsten Gang rein, und in den obersten Drehzahlen geht die Honda richtig ab! Der Schwung von dem grossem Automatikgetriebe sorgt dabei sogar noch beim hochschalten anfangs für einen kleinen extra Schub!
"Die hat niemals nur 61 PS ! Das wurde wahrscheinlich im Automatikmodus gemessen! "
Runterwärts ging es etwas gesitteter, der Furkapass ist ja an der Südrampe wie eine Autobahn ausgebaut. Das Schweizer Tempolimit wurde respektiert. Lediglich an den Kehren liess sich Jochen nicht von anderen ausbremsen und ging sofort vorbei.
Irgendwann eine knappe Stunde später waren wir dann am langezogenen Simplonpass Richtung Italien und der Spass ging weiter. Jochen vorne auf Kampflinie, ich hinterher. Wieder wurde fleissig alles überholt bis Jochen auf eine italienischen Ducati Multistrada aufgelaufen ist, welcher es ebenfalls hat fliegen lassen. Das ging dann ca. eine viertel Stunde, bis wir vorbei gewunken wurden.
Der Lago war nicht mehr weit und wir sind am späten Nachmittag bei unseren Kollegen im Ferienhaus eingetroffen.
Insgesamt waren wir 7,5 h unterwegs und wir wurden freudig von den Kollegen empfangen. Reifen und Schleifspuren an der Honda wurden untersucht und es gab viel zu lachen in der mediteranen Sonne...
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